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Frankreich 2003

15. ATIC Treffen in Argeles-sur-Mer (Frankreich) 2003

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Wenn ich rauchen wuerde, saesse ich jetzt vor dem Hospital in Figueres und wuerde mir mit zittrigen Haenden eine Fluppe nach der anderen in den Mund stecken. So bleibt mir aber nur der fahrige Griff zum Mundstueck des Camelbags und immer wieder der fragende Blick zu Mark, ob es etwas Neues gibt.

Nickt liegt da drin im Krankenhaus und die Aerzte kuemmern sich um ihn. Ein amerikanischer Autofahrer im Mietwagen ist eine Stunde vorher auf der Landstrasse unaufmerksam und falsch abgebogen und hat so Nick beim Ueberholvorgang abgeschossen. Mark kann spanisch und er fragt immer wieder die Schwester in der Notaufnahme, ob es Neuigkeiten gibt. Irgendwann dann duerfen wir endlich zu ihm an das Krankenbett und stellten mit grosser Erleichterung fest, das es Nick soweit ganz gut geht. Die Wirbelsaeule war angebrochen, aber grosses Glueck im Unglueck: das Rueckenmark ist vollstaendig heil geblieben und es war anzunehmen, das eine Heilung ohne Folgen im Bereich des Moeglichen liegt.

Als es fuer uns dann nichts mehr zu tun oder zu klaeren gab, sind wir beide dann wieder zurueck nach Frankreich, zum Camp - wo wir eigentlich beim 15. ATIC-Treffen waren - gefahren. Und eins kann ich hier sagen, es war nicht der Regen, der diese 50 km so anstrengend machte ...

Dieser Unfall warf alle Plaene, die wir noch fuer die naechsten 4 Wochen hatten, ueber den Haufen; selbst das ATIC-Treffen konnten wir anfangs nicht so recht geniessen. Das ist aber alles egal, das Wichtigste ist, das es Nick wieder gut gehen wird.

Trotz der Umstaende haben wir versucht, die Zeit, die wir auf dem Treffen noch verbringen wollten, moeglichst gut zu nutzen. So haben wir jeden Tag schoene Touren an der Kueste und in die Berge unternommen und sie so "gebaut", das immer ein Abstecher in das Hospital in Figueres, um Nick zu besuchen, drinne war.

Nachdem alles soweit mit den Aerzten und der Versicherung geklaert war und es klar war, wann Nick nach Hause kommt, gab es fuer uns nichts mehr zu tun und das Treffen neigte sich auch dem Ende zu. So sind wird dann aber nicht weiter unsere grosse Runde bis nach Istambul, sondern auf direktem Wege wieder zurueck in die Heimat gefahren. Da Mark und ich die Autobahn so gut es ging meiden wollten, hat sich das dann doch einige Tage hingezogen.

Am Samstag stand ein Transfer in die Westalpen auf dem Programm. Also doch rauf auf die franzoesische Autobahn und kraeftig abgemetert bis LeMy, um dann ueber Draguignan, Col du Bel Homme und Moustiers in Richtung Grand Canyon du Verdon zu schiessen. Immer wieder beeindruckend ist diese Landschaft. Leider war mein Lieblings-Hotel in Castellane, wo ich immer absteige wenn ich in der Gegend bin, ausgebucht und so sind wir weiter. Der aufkommende Regen am Abend machte es nicht immer einfach, aber trotzdem schafften wir es noch ueber den Col de Troutes Aures und La Colle St.Michel bis nach Allos. Ein Camping-Platz war nicht zu finden und so stiegen wir fast als einzige Gaeste in einem kleinem Hotel ab.

Frueh morgens dann schnell fruehstuecken und weiter, zum Fruehstueck quasi den Col d' Allos. So frueh am Morgen war der Pass fast leer; er ist ja eh nicht so frequentiert, weil er nicht unbedingt einfach zu fahren ist und keineswegs zum heizen geeignet ist. War sehr angenehm zu fahren, die ganze Angelegenheit. Bis auf die sehr tiefstehende Sonne, die Mark mit seinem Integralhelm ohne Schirm manchmal doch recht abenteuerliche Linien fahren liess. Nachdem wir Barcolenette erreicht haben wendeten wir uns endlich den "richtigen" Bergen zu: Col de Vars, Col d'Izoard und hinter Briancon dann den Col du Lautaret, Col du Galibier und Col du Telegraphe. Krass, diese Berge, immer wieder ein Erlebnis. Dieses Mal sahen wir am Galibier bei der Runterfahrt sogar das Team von US Postal mit Lance Armstrong beim Bergtraining. In Modano angekommen stellte sich die spannende Frage, ist der Col de I'Iseran Anfang Juni schon offen? Die letzten beiden Jahre war er es nicht und somit fehlt dieser Pass noch immer in meiner Liste. Erleichtert stellten wir fest, der Pass war offen, also los: Wo wir dann oben waren, mussten wir erstmal ne Weile verschnaufen und das Panorama geniessen. Nach der Runterfahrt in Bourg St. Maurice entschieden wir, das wir weiter in Richtung Aosta ueber den kleinen St. Bernhard fahren.

Das war ein kleines Abenteuer, bei der Auffahrt hielt uns ein entgegenkommender Kradist an und teilte uns mit, der Pass waere gesperrt. Kurz mit Mark beratschlagt und entschieden, wir haben Enduros, wir fahren da hoch. Es stellte sich heraus, das ca. 500 m auf der Passhoehe noch nicht geraeumt und somit mit ca. 1 m Schnee bedeckt war. Aber Spuren im Schnee liessen darauf schliessen, das schon ein paar Motorraeder ruebergekommen waren. Zuerst halfen wir einem Italiener, seinen Elephanten rueberzubringen. Er bedankte sich dahingehend, das er schleunigst das Weite suchte und uns nicht mehr half. Nun, was soll ich sagen, nach 2 Stunden hatten wir beide Maschinen drueben gehabt. Es hat so lange gedauert, weil ich meine Maschine bis zur Haelfte in einer Art "unterschneeischen" Wasserlauf, den man nicht sehen konnte, versenkte. Die montierten Reifen - E4 - sind auch nicht unbedingt die besten Reifen, um im Schnee vorwaerts zu kommen. In alter Wuestensandmanier wurde die Maschine aus der misslichen Lage befreit und irgendwann fanden wir ein paar lange Bretter und damit haben wir dann muehevoll die beiden Boecke ruebergebracht und dabei glasklar noch zwei Rollerfahrer hergebrannt ...

Spaet abends erreichten wir dann doch noch Aosta und fanden auf dem Europa-Campingplatz in Richtung Grosser St. Bernhard preiswert Quartier. Allerdings nicht ohne ein paar Schrecken bis dahin. Die Strasse in Richtung Grossen St.Bernhard erwiess sich bei stroemenden Regen als recht tueckisch, die Gummieinlagen quer ueber die Strasse in den Kehren liessen den Bock jeweils mehrere Dezimeter vorne und hinten wegrutschen. Nicht sonderlich angenehm, wenn dann auch noch eine Meute italienischer und schweizer Dosen einem im Nacken haengen.

Leider war es uns am fruehen Morgen (6 Uhr!) nicht vergoennt, den Grossen St.Bernhard zu fahren, er war zwar schneefrei, allerdings hat die Schweiz noch nicht die Grenze geoeffnet. So blieb uns nichts anderes uebrig, als die Maut fuer den Tunnel zu loehnen und so den Berg zu bezwingen. Ertraeglich war es nur im Tunnel, weil wir so frueh am Morgen die Einzigen waren, die da langgefahren sind. In der Schweiz dann hiess es wieder, Verkehrshinderniss zu sein, warum nur fahren alle schneller als wir? Egal, die Urlaubskasse sollte nicht durch Geschwindigkeitsuebertretungen dezimiert werden. In Martigny dann entschieden wir, ueber den Col de la Croix und den Col du Pillon nach Gstaad zu fahren. Schliesslich wollten ir nicht auch noch Knete fuer die Schweizer Autobahnen berappen. Das war nicht so einfach, es es stellenweise in Stroemen regnete und auch gewitterte. War schon eine Art Schauervorstellung, man eiert einen Pass hoch und wieder runter, kaempft mit den Tuecken der Natur und den daraus folgenden Strassenzustaenden und dann blitzt und kracht es andauernd. Und immer so verdaechtig nahe. Irgendwie leicht apokalyptisch. Von Gstaad aus fuhren wir bei immer besser und heisser werdenden Wetter in Richtung Basel und setzten uns dann dort gegen 14 Uhr bei 35°C auf die Bahn, um die restlichen 850 km bis nach Hause abzureissen. Abends um 23 Uhr waren wir dann endlich da, gut geschafft, aber auch froh, alles gut ueberstanden zu haben.

Das Fazit? Es haette alles so schoen werden koennen, aber der Unfall brachte alles durcheinander. Vielleicht noch ein Grund mehr, Amerikaner nicht zu moegen. Nick geht es wieder richtig gut, er wird keine Folgeschaeden davon tragen, die Versicherungsfragen werden sich die naechsten Wochen klaeren und nun wird halt fuer das naechste Jahr geplant. Aber das ATIC-treffen war wieder sehr gut, der Spirit ist unglaublich, hier noch einmal ein fettes Dankeschoen an alle, die geholfen haben, Nick unbeschadet nach Hause zu bekommen.

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