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Italien 1999

Italien 1999

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Im Hochsommer 1999 trafen sich etliche wagemutige Africa Twin Fahrer, um einen ganz besondern Landstrich in Italien offroad zu erkunden.

Der Tagliamento ist ein Fluss, der in den Alpen entspringt und sich seinen Weg Richtung unteres Italien bahnt. Nur im Fruehjahr und im Herbst fuehrt er viel Wasser, speziell im Hochsommer ist er zu weiten Teilen ausgetrocknet und - man will es gar nicht glauben - legal befahrbar. Hier findet das Enduroherz Schotter, Schotter und nochmals Schotter. Es ist einfach gigantisch, der Fluss ist bis zu einem Kilometer breit und nur unterbrochen von kleinen Rinnsalen.

Am ersten Tag trafen wir uns in Muenchen, wo die Weitergereisten am Vorabend Unterschlupf bei Michi S. und JR fanden. Frueh am morgen wurde aufgetankt und sich auf die Bahn in Richtung Oesterreich geschwungen. Ueber Kufstein, Felberntauerntunnel, Lienz, dem Plockenpass ging die Fahrt nach Gemona di Friaul. Leider zog sich die Fahrt doch etwas in die Laenge, da der Urlaubsverkehr auf Oesterreichs Strassen doch recht intensiv war und wir mangels Ueberbreite auch nicht wie sonst unterwegs sein konnten.

Natuerlich hat auch unser “Mister Superkorrekt” Tom M. fast wieder die Bekanntschaft der gruenen Rennleitung in Oesterreich gemacht, aber die Jungs waren so verbluefft ob des gewagten Ueberholmanoevers, dass sie wohl gar nicht reagieren konnten. Irgendwo mitten In Oesiland wurden noch Fotos von einigen Leuten geschossen, ich kann mich nicht erinnern, wo das gewesen sein soll und ausserdem hat es mich ja nicht erwischt.

So, gegen Abend kamen wir dann in Gemona an und nach einer anstrengenden Sucherei haben wir dann doch noch den Campingplatz (46° 17.460´ N, 013°07.784´ E) gefunden, wo wir mit grossem Hallo von den schon wartenden Twinlern Doelle und Martin begruesst wurden.

Der Abend wurde dann mit Zelt aufbauen und einer ersten Erkundungstour verbracht. Unser Bomberpilot Michi S. aus M. an der I. trieb es mal wieder etwas weiter als die anderen und katapultierte seinen Eisenhaufen derart in die Botanik, dass alle anfassen mussten, um den Bock dort wieder herauszubekommen. Schon an diesem Abend gab es die ersten Selektionen, eine Wasserdurchfahrt war fuer einige nicht auf Anhieb zu meistern, aber letztendlich haben es (fast) alle geschafft.

Der 2. Tag war der grosse Tagliamento Tag. Heute wollten wir richtig rein in den Fluss. Doelle und Martin waren letztes Jahr schon hier und haben dort ihre Twins versenkt. Dieses Mal meinte Petrus es gut mit uns und bescherte uns wunderbares Wetter.

Wir fuhren vom Campingplatz in Gemona nach Pinzano al Tagliamento und dort direkt in den Fluss hinein. Dann sind wir etliche Kilometer direkt im Fluss, immer entlang der spaerlichen Wasserrinnen gefahren. Wir haben uns in 2 Gruppen a 6 Mann aufgeteilt, sodass man relativ zuegig vorankam. In meiner Gruppe waren die alten Tagliamento-Hasen Doelle und Martin, JR, Michi S. und Ralph. Der Ralph ist vorher noch nie wirklich offroad gefahren und schon beim Einstieg in den Tagliamento hatte er die Schnauze voll. Es war in der Tat schwierig und fuer einen Ungeuebten auf einem Eisenhaufen auch nicht der beste Einstieg in das Offroad Vergnuegen. Aber mit vereinten Kraeften haben wir es geschafft und im Fluss gab es dann nur noch Schotter. Das fuhr sich relativ leicht, wenn man die heftigen Schlaege an den Motorschutz einfach ignorierte. Wir tobten uns dann kraeftig aus, machten lustige Wasserdurchfahrten, wilde Drifts und Highspeed-Etappen. Einige der Leute versuchten sich an Bodenerkundungen, andere an Spruengen.

Die Zeit verging wie im Fluge, es gab eigentlich keinen, der nicht einmal gestuerzt ist. Als sich die beiden Gruppen trafen, gab es noch einmal eine brenzlige Situation. Die Gruppe jagte mit relativ hoher Geschwindigkeit auf dem Schotter entlang, bis sich ploetzlich eine ca. 1 m tiefe Stufe auftat. Alle, bis auf Torsten M. schafften es, zu bremsen und sich einen anderen Weg zu suchen. Nur Torsten hatte es wohl zu spaet gesehen und tat dann das einzig richtige: Gas und Hintern nach hinten. Der Aufschlag war enorm, aber er hat es ohne nennenswerte Probleme geschafft. Eine richtige Enduro waere da einfach runtergesprungen, aber fuer die Eisenhaufen war das schon eine Herausforderung. Im Nachhinein wurde uns erst langsam bewusst, was fuer ein Glueck Tom hatte.

Letztendlich kamen wir in Diguano heraus und ueberfielen das ortsansaessige Café. Die Wirtin hat wahrscheinlich den Umsatz ihres Lebens gemacht, Unmengen von Mineralwasser flossen durch unsere Kehlen und alles, was essbar war, wurde in Windeseile vertilgt. Die Maschinen standen publikumswirksam an der Strasse und alle vorbeifahrenden italienischen Motorradfahrer gruessten ausgelassen.

Danach fuhren wir alle gemeinsam nach Gemona zurueck. Die Art und Weise, wie das geschah, haette uns allen den Fuehrerschein zu Hause gekostet, in Italien sieht man das aber offensichtlich nicht soo streng ...

Was wir im Nachhinein erfahren hatten, ein Grossteil der Strecke, die wir gefahren waren, war einige Wochen vorher Teil der Offroad Challenge. Deswegen hingen ueberall diese roten Baendchen herum. Danach waren wir richtig stolz ... ;)

Am 3. Tag wollte eine kleinere Truppe (Doelle, Martin, Franko, Tom und /me) nach Slowenien. So sind wir Landstrasse bis Oesterreich, dort einen Teil Autobahn bis zu slowenischen Grenze in Crna gefahren. Dort sind wir dann zu 90% nur Schotterstrassen nach Solcava gefahren. Das war eine wunderschoene Fahrt durch dichte Waelder und nur Schotterstrassen, keine Autos. Jede Kurve im Drift genommen ... In Solcava haben wir in einem Waldrestaurant ordentlich zu Mittag gegessen und sind das zurueck nach Oesterreich, dort nach Bleiburg, haben den Wurzenpass genommen und sind ueber den Vrisic, auf der Isonzo-Linie, den Mangatom, Bristilpass und der Sella Nevea nach Gemona gefahren. Diese Rueckfahrt war einfach phantastisch. Man muss sich das mal vorstellen: bester Asphalt, ordentlich Kurven, ordentlich Hoehenunterschied und so gut wie keine Autos. Ein wahres Paradies. Insgesamt war das eine Tour von 540 km, wir haben den ganzen Tag von frueh um 8 Uhr bis nachts um 23 Uhr gebraucht. Es gab hier und da mal ein leicht brenzlige Situation, besonders dann spaeter im Dunkeln, aber wir kamen alle heile wieder in Gemona an.

Der vierte Tag sollte der Tag der umliegenden Paesse werden. Zuerst sind wir nach Tolmezzo, dann nach Arte Terme, Lampugno, Paularo nach Riff Valdere gefahren, dort haben wir die lecker Baguettes mit dem Schinken genossen. Diese Staerkung hatten wir dann auch noetig, um den Monte Paularo zu bezwingen. Es war eine ca. 6 km lange Auffahrt auf den Berg, nur eine Fahrspur breit. Rechts gingen die Felsen hoch, links ging es steil runter. Die ganze Angelegenheit auf groben Schotter. Naja, wir hatten dann doch Respekt und sind relativ ruhig da hoch gefahren. Phantastisch war waehrend einiger Stops die Ruhe da oben. Kein Laut, nur wir und die Murmeltiere.

Oben angekommen hatten wir wieder etwas Musse, die Ruhe zu geniessen. Auf dem Plateau war ein kleiner Teich, der wie ein Spiegel dalag. Leider streikte schon kurz nach dem Beginn des Anstieges mein GPS, das Mobiltelefon ebenso. Als wir oben waren, wusste ich dann warum, man sah noch weiter oben eine Menge Antennen und Funktuerme, das Militaer hat sich da oben funktechnisch die Alleinherrschaft gesichert.

Die Abfahrt war wieder anstrengend und nervenaufreibend, aber schliesslich kamen wir wieder heil unten an. Sportsfreund Martin wollte vor der Bella Ragazza des Hauses angeben und taenzelte mit einer Twin grazioes ueber den Rasen, bis ein grosser Stein im Wege lag und er sich dann bald auf dem Boden der Tatsachen wiederfand ;)

Fuer die Rueckfahrt haben wir uns eine andere Strecke ausgesucht: Paluzza - Ravascletto - Ovaro - Liaris - Monte Zoncolan - Sutro - Gemona. Der Monte Zoncolan war lustig, eine Reihe von engen, dunklen Tunneln durch den Berg, grober Schotter und einige Autos. Da merkt man, das die Italiener ein andere Verhaeltnis zu ihren Fahrzeugen haben, da gibt es offensichtlich keine Hindernisse, selbst fuer sportlich tiefergelegte Alfas ... uebrigends sehen Skipisten und Skigebiete im Sommer ziemlich schei**e aus.

Der 5. Tag war nun der Tag der Abreise aus Gemona. Wir wollten voll aufgeroedelt zum ATIC-Meeting nach Ossana fahren. Gesagt getan, hier die Route der Ironbutt-Tour: Tolmezzo - Ampezzo - Sella di Razzo - Vigo di Cadore - Anronzo di Cadore - Cortina di Ampezzo (Pso tre Croci) - Paso di Falzarego - Paso di Campolongo - Paso di Pordoi Araba - Canazei - Vigo di F. - Karerpass - Eggenthal - Bozen - Mendelpass - Fondo - Livo - Fucine - Ossana.

Leider hatten wir in Fondo ein unschoenes Erlebnis, Martin ist Doelle bei ca. 30 - 40 km/h hinten reingeballert, als der bei einer mitten in der Pampa stehenden Ampel einen Stoppie machte, der T63 wollte nicht so recht die Bremskraft uebertragen. Die Maschine von Doelle war nicht sonderlich beschaedigt, aber Martin´s Bock hatte es boese erwischt, die ganze Front war arg verbogen und viel Plastik war hinueber. Wir haben ca. 1 Stunde gebraucht, um die Maschine wieder fahrtuechtig zu machen und sind dann weiter nach Ossana. Dort wurden wir auf dem ATIC-Meeting mit grosser Freude empfanden. BTW, die Twin von Martin haben wir innerhalb von 2 Tagen wieder gut hinbekommen, unter intensiven Einsatz von Reifenmontierhebeln und dem ortsansaessigen Schmied ;)