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Slowenien 2000

Slowenien 2000

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Slowenien wollte ich unbedingt noch in weiteres Mal besuchen, denn dieser eine Tag waehrend des Gemona-Aufenthalts weckte Interesse fuer mehr. Diesmal sollte es aber kein Motorradurlaub in dem Sinne werden, sondern ein Aktivurlaub mit meiner Freundin und das Motorrad als Fortbewegungsmittel.

Vor dem eigentlichen Urlaub stand aber erst einmal das Packen. Noch nie war ich zu zweit mit dem Motorrad laenger als 2 Tage unterwegs gewesen. Dank Alukisten, 65l Rolle und Tankrucksack war das Gepaeckproblem schnell geloest. Irgendwie ...

Dann ging es auch schon los. Leider war das Wetter schon am Abreisetag nicht berauschend und es kam noch schlimmer. Wir - auf 35°C eingestellt - wurden in Tschechien von Regen und Kaelte bis zu 9°C ueberrascht. So wurde die Anreise schon sehr anstrengend. Quer durch Tschechien bis kurz hinter Linz in Oesterreich haben wir es an dem Tag geschafft und nahmen uns dann ein Appartment auf einem Landgasthof. Der naechste Morgen bescherte uns etwas besseres Wetter; es gab nur noch einzelne Schauer. So kamen wir recht zuegig bis nach Villach und machten noch vorher einen Stop in Obertauern, um einen Twintreiber aus Oesterreich in seinem Motorradhotel zu besuchen. Ueber kleine Nebenstrecken wie den Katschberg und den Wurzenpass kamen wir dann endlich bei bedecktem Himmel nach Slowenien.

Zuerst wollten wir ein paar Tage im Triglav Nationalpark bleiben und dort die Gegend erkunden, raften und wandern. Von Kranjska Gora sind wir ueber den Vrsic in das Soca-Tal gefahren. Dieser Pass ist immer wieder einmalig. Guter Asphalt, wenig Verkehr und Herausforderungen wie Kopfsteinpflaster in den Kehren. Klasse. Jana fand das hinten drauf wohl nicht soo toll, aber letztendlich hatte ich meinen Spass und wir waren heil wieder unten angekommen ;)

Im Ort Soca bauten wir unser Zelt auf und machten erst einmal eine Erkundungstour in das Aktiverholungsgebiet um Bovec. Hier findet das Sportlerherz eine Menge interessanter Betaetigungen. Das Wetter war wieder sehr unbestaendig und nachdem ich die Soca barfuss erkundet hatte, verging uns aber irgendwie die Lust auf Rafting - bei 10°C Wassertemperatur nur ein Vergnuegen fuer abgehaertete Naturen - und wir wollten ja eigentlich an die Adria ... Leider entdeckten wir erst spaeter, als wir schon weiter reisen wollten, einen sehr schoenen Campingplatz in Lepena, direkt hinter dem Ort Soca etwas in die Berge hinein.

Ein sehr sehenswertes und empfehlenswertes Museum ueber die Schlachten im ersten Weltkrieg an der Isonzo-Linie (so heisst die Soca, wenn sie nach Italien kommt) gibt es in Kobarid. Eine fesselnde (englischsprachige) Multimedia-Show macht durchaus betroffen und weckt das Interesse an dieser Zeit. So hat beispielsweise Ernest Hemingway dort waehrend des Krieges gedient und den Roman ”In einem andern Land” geschrieben. Ein weiteres Relikt aus dem Krieg findet man in der Naehe von Bovec, die Festung Kluze am Predilpass. Wenn man dort sein Motorrad parkt, kann man das von unten nicht einsehbare Fort Hermann in ca. 20 Minuten erwandern. Dazu muss man auf der gegenueberliegenden Strassenseite rechts in einen Tunnel hineinlaufen, die Mitnahme einer Taschenlampe empfiehlt sich ...

Eine weitere Besonderheit in Slowenien sind die vielen Hoehlen im Karst. Sie sind mit die groessten der Welt und sehr interessant und faszinierend. Die touristisch am besten erschlossende und auch groesste zugaengliche Hoehle mit einer Laenge von ueber 20 km in Postojna war unser naechstes Ziel. Ueber Tolmin, Most na Soci, Idrjia schwangen wir uns auf kleinen Nebenstrassen mit bestem Asphalt und Unmengen von Kurven nach Postojna. Nachdem wir uns eine Pension gesucht haben, wollten wir noch die Grotten (Adelsberger Grotten) besuchen. Durch einen Tip eines Freundes, der vor einigen Wochen schon mal dort war, nahmen wir die letzte Fuehrung - wenig Leute und somit (fast) Ruhe. Man faehrt in diese Grotte mit einer kleinen Eisenbahn hinein; Hinauslehnen oder Aufstehen sollte man nicht, denn die Waende rauschten erschreckend nach vorbei. An einem Bahnhof mitten in der Hoehle wurden wir dann hinausgeworfen und konnten nun ca. 3 km der Hoehle unter Fuehrung eines deutschsprachigen Guides erwandern. Die Welt, die dort unten von der Natur erschaffen wurde, ist schon einmalig und faszinierend. Nur warm anziehen sollte man sich, denn es sind nur 8°C in der Hoehle - zu jeder Jahreszeit.

Unser naechstes Ziel war die slowenische Riviera, ein kleiner, ca. 40 km langer Teil der Adria, eingezwaengt zwischen Triest und Istrien. Im wohl schoensten Staedchen der Kueste - Piran - machten wir halt und campten in Fiesa, ein kleiner Ort in der Nachbarbucht.

Hier in Piran kann man richtig die Seele baumeln lassen, am (Beton) Strand liegen, lesen, tauchen, an der Promenade entlang spazieren und Eis essen u.s.w. Ein grosser Kirchturm lockt bei gutem Wetter mit einer Aussicht bis nach Venedig hinueber. Ein Ausflug nach Istrien haben wir dann nach ca. 40 km abgebrochen, so richtig schoen ist die Insel nicht und ausserdem sind in den Bettenburgen entlang der Kueste zuviele Pauschies ... Abends haben wir noch ein Plaeuschen mit einem Mopped-Paerchen aus Dortmund gehalten und gegenseitig Tipps ausgetauscht, da wir unsere Rundreise etwa gleich, aber entgegengesetzt machen.

Ein anderes Naturspektakel zog uns nach Kroatien in die Gegend von Plitvice. Hier sind faszinierende Kalkseen mitten in schoenen Waeldern entstanden. Das wollten wir uns unbedingt anschauen, ausserdem lockte die Gelegenheit, einmal die Kulisse fuer den Film ”Der Schatz am Silbersee” live zu sehen. Eine schoene Tour oberhalb Istriens nach Rijeka fuehrte uns an die dalmatinische Kueste. Nun war ”Inselhopping” angesagt. Kein Besuch Kroatiens ohne Inseln ... Ueber eine grosse Bruecke erreicht man die Insel Krk und dann ueber eine Faehre die Insel Rab.

Obwohl Hochsaison war, waren die Orte nicht zu sehr ueberlaufen und verspruehten einen sehr mediterranen Charme. Besonders faszinierend war die Insel Rab. Auf der Suedseite bewaldet und gruen, war sie auf der Nordwestseite genau das Gegenteil - karg, ohne jeglichen Bewuchs. Mit einer weiteren Faehre setzten wir nun zum Festland nach Jablanac ueber und wollten ueber die weissen Strassen das Kuestengebirge ueberqueren. Aber ein Einheimischer meinte, Enduro ist schon ok, aber besser solo und mit weniger Gepaeck. So sind wir noch ca. 30 km weiter suedoestlich die Kuestenstrasse nach Karlobag geschwungen und dort ueber Baske Ostarije, Gospic, Licki Osik, Bunic nach Plitvice gefahren. Diese Fahrt war in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen gab es wieder endlos Kurven und kaum Verkehr, zum anderen konnte man nun die Spuren des Krieges einmal mit eigenen Augen sehen. Zerschossene Haeuser, leere Doerfer und viel Neubauten, weitab der kaputten Doerfer. Und ueberall die Schilder, man moege doch bitte nicht die Strasse verlassen, da noch immer Minen rumliegen. Das war alles schon sehr beklemmend. Ein absolut guter und empfehlenswerter Campingplatz ist das Autocamp Korana, kurz hinter Plitvice. _Sehr_ grossraeumig und mit sanitaeren Anlagen der allerbesten Art. Der Naturpark ”Plitvicka Jezera” mit seinen fast unnatuerlich schoenen (blauen) Seen kann ueber 2 Eingaenge betreten werden und man kann dort nach Herzenslust wandern. Ein Fahrt von ca. 20 Minuten quer ueber einen See ist ebenso wie Transfers per Bus von/zu den entlegenden Teilen des Parkes inklusive. Die Mitnahme von Futter und genuegend Wasser sollte man einplanen, denn es gibt nur drei ”Kantinen” quer ueber den Park verteilt mit entsprechenden Preisen.

Abends traf ein japanischer Twintreiber mit seiner slownischen Freundin auf dem Campingplatz ein. Er erzaehlte uns, dass er eine Weltreise mit seinem Mopped mache und in Kanada begonnen haette, quer durch die USA, dann Suedamerika und nun Europa, wobei er schon Nord- und Mitteleuropa ”durch” hatte. Der naechste Morgen stellte uns vor ein Problem. Eigentlich wollten wir nach Bled, einen Ort im Triglav Nationalpark in Slowenien zurueckfahren, aber die ganze Nacht hatte es schon geregnet. Bloss weg hier lautete die Entscheidung. Nach einiger Zeit mit Packen und Aufroedeln bei Dauerregen ging es dann los, aber auch nicht so richtig. Die Fernverkehrsstrasse 11/13 war in Richtung Adria voellig zu und auch in Richtung Zagreb sah es nicht viel besser aus. Man kann sich vorstellen, das Regen bei 13°C in Sommerklamotten nicht wirklich Spass macht, irgendwie wollten die Regensachen auch nicht richtig trocken halten. In Karlovac bogen wir in Richtung Slowenien ab und fuhren weiter im Dauerregen bis Novo Mesto. Eigentlich wollten wir hier Station machen, aber das Wetter war dazu wenig einladend.

Bei einem sehr gutem Mittagessen in einer kleinen Gostilnja waermten wir uns erst einmal richtig auf und beschlossen via Ljubljana nach Bled zu fahren. Das Wetter besserte sich etwas, nun war es kein Dauerregen mehr, sondern nur noch Schauer und ca. 17°C. Abends in Bled angekommen lud das Wetter und der Wetterbericht nicht sonderlich zum Zelten ein und nach einigem Hin und Her entschlossen wir uns, nach Obertauern/Oesterreich in das Hotel Solaria zu fahren.

Diese Fahrt stellte uns, respktive mich, auf eine besondere Probe. Auf der oesterreichischen Autobahn bei ca. 135 km glomm ploetzlich die Oelkontrollampe. Kann doch gar nicht sein, ich habe doch vor kurzem erst das Oel kontrolliert. Ein Check an der Tankstelle ergab keinen Oelverlust und so beschloss ich, dass das nur ein Kontaktproblem in der Elektrik war und wir fuhren weiter. Trotzdem war es ein komisches Gefuehl so zu fahren, zumal wir des oefteren Tunnel durchquerten. Irgendwann ging sie dann aber auch wieder aus, naemlich genau dann, als es mal nicht regnete. Die andere Probe war mal wieder das Wetter, kalt bis zu 8°C und Regen. Auf dem Radstaedter Tauernpass auf 1600 m war es fuerchterlich kalt und die Schneegrenze lag nur 200 m hoeher. Schnell eingecheckt, das Motorrad durfte wegen dem aufgeroedelten Gepaeck sogar in die Privatgarage und eine ausgiebige Dusche erwaermete uns dann wieder. Die Halbpension war diesmal etwas ganz besonders: Spanferkel essen auf der Hochalm. Aha. Ein 4x4-Fahrzeug brachte uns und einige andere Moppedler auf ca. 1800 m zu einer Hochalm, wo es lecker Spanferkel mit Sauerkraut und Kloessen gab. Das eine oder auch andere Bier floss durch unsere Kehlen und wir haben uns mit den anderen Motorradfahrern nett unterhalten. Dieses Hotel ist absolut empfehlenswert, da es nicht sonderlich teuer ist und sich die Jungs, die den Laden schmeissen, ganz ruehrig um ihre Gaeste kuemmern.

Der letzte Tag war dann wieder sehr anstrengend: ca. 750 km Autobahn ballern, um moeglichst schnell bei der Kaelte und dem Regen nach Hause zu kommen. Ueber Salzburg, Muenchen, Nuernberg, Bayreuth und Dresden sind wir nach Hause gefahren. Und mit Verlaub gesagt, es gibt Autofahrer, denen gehoert der Fuehrerschein abgenommen :(

Zusammenfassend kann ich nur sagen, Slowenien ist ein sehr schoenes Reiseland mit sehr freundlichen Menschen, das immer wieder einen Besuch wert ist. Laenger als 14 Tage sollte man aber nicht einplanen, man kennt so schon fast jede Strasse beim Vornamen. Auch sollte man sich vom Gedanken ueber einen billigen Urlaub trennen. Slowenien ist nicht billig, aber auch nicht teuer. Wer zeltet und sich oft allein verpflegt, der kann preiswert, aber eben nicht so billig wie beispielsweise in Tschechien leben. Trotzdem ist es absolut empfehlenswert, einmal dorthin zu reisen, auch wenn man oft gefragt wird: ”Was? Dahin, wo noch Krieg ist?” In Slowenien war das letzte mal 1992 etwas Krieg und das Land wirkt fuer sich recht westlich. Sprachprobleme bekommt man auch nicht, weil sehr viele Leute sehr gut englisch sprechen und deutsch auch sehr verbreitet ist.

Achja, wer diesmal auf GPS-Punkte oder Tracks wartet, der wird wohl darauf verzichten muessen. Ich habe mein neues GPS 12MAP eingeweiht und so auf Tracks verzichtet, weil man alles so schoen auf der Karte sehen konnte. Aber bei Bedarf bin ich natuerlich gern bereit, Koordinaten bestimmter Orte auf Anfrage zu versenden.