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Enduroschule Zschopau Lehrgang 2007

Fahrerlehrgang bei der Enduroschule Zschopau Maerz 2007

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Freitag abend, 17:30 Uhr, die richtige Zeit zu ergruenden, wie man zum Teufel 3 Moppeds auf einen Zweiertrailer laden kann. Nicht, das ich das schon mehrfach durchexerziert haette, nur war diesmal das dritte Motorrad die fette LC8 950R von Lutz dabei. Ca. 1,5h spaeter unter tonnenweisen Einsatz von Spanngurten stand die Fuhre sicher vertaeut vor uns; schnell noch die Klamotten ins Auto geworfen und los. Lutz, Onkel Muni und ich hatten vor einiger Zeit einen Endurokurs bei der Enduroschule Zschopau in Nienburg/Saale gebucht. Wer sich mit der Historie des DDR Gelaendesportes etwas auskennt, dem wird der Name Jens Scheffler etwas sagen, ein alter Endurohaudegen, der hier und da schon mal einen groesseren Blumentopf gewonnen hat (O-Ton!) - allerdings lange vor unserer Zeit. Nach ca. 3 Stunden Fahrt durch Dauerregen kamen wir im Hotel an, parkten die Fahrzeuge sicher und gingen zu Bett.

Der naechste Morgen versprach gutes Wetter - Gott muss ein Endurofahrer sein - und nach einem ergiebigen Fruehstueck ging es auch schon los zum Gelaende. Das stellte sich als Steinbruch heraus, mit entsprechendem Untergrund, staubig und _viel_ Schotter, quasi genau das, was wir hier nicht vor der Haustuer haben. Nach dem Abroedeln und umziehen wurden wir dann vom Jens und seinem Team begruesst und es wurden die Modalitaeten der beiden folgenden Tage geklaert.

Nach einer kleinen Aufwaermrunde wurden wir dann in zwei Gruppen geteilt, in eine Sportfahrergruppe, die Jens auf Rennen vorbereiten wollte und in eine Hobbyfahrergruppe, die einfach ihre Fahrtechnik verbessern moechten. Da ich keine Rennen fahren moechte ausser in der STM (Sorbische Tagebaumeisterschaft) und Lutz und ich sowieso Soulbiker sind, haben wir uns freiwillig der Hobbyfahrergruppe angeschlossen, was sich dann spaeter als durchaus sinnige Entscheidung herausstellte.

Unser Instruktor war Maik, ein Ziehkind von Jens und aktiver Fahrer. Nach Absprache der Modalitaeten ging es auch schon los mit den Basics, stehend fahren. Ha, ist doch easy. Klar, kein Problem, nur wenn man das den ganzen Tag machen muss, kann das schon auf die Oberschenkel gehen. Nachdem das geklaert war, ging es darum, wie man geschmeidig auf losen Untergrund Kurven im Stehen faehrt. Die ersten Versuche gingen so lala, ich habe halt mein Wissen rausgekramt und das beste versucht. Offenbar war mein Bestes nicht ansatzweise gut genug fuer Maik und so wurde erklaert, gezeigt, machen lassen und wieder erklaert. Nachdem die Technik so einigermassen gut drin war, ging es erstaunlicherweise deutlich schneller und sicherer ums Eck. Dabei ging es immer wieder einen Rundkurs von vlt. 1,5 km, wobei die Kurven willkuerlich auf dem flachen Gelaeuf markiert wurden und es kaum nennenswerte Anlieger gab, dafuer aber umso mehr Staub und Steine, eine schoene, lange Sprungabfahrt und eine heftige Geroellpassage.

Zur Abwechslung ging es nun auf einen ca. 8 km langen Endurokurs, der so richtig Spass machte. Es ging los ueber eine kleine, aber recht steile Auffahrt mit Minisprunghuegel und anschliessender Auffahrt, die man vorher mit einer 180 Grad Kehre erklimmen musste, danach folgte ein welliges Flachstueck, bei dem man schoen im 4ten mit Vollgas das Vorderrad lupfen konnte. Anschliessend ging es wieder bergab, danach folgte ein Trailstueck im Wald und dann befand man sich auch schon wieder auf dem Plateau, auf dem wir vorher trainiert hatten. Das Mittagessen wurde in der Sportlerklause des nahen Fussballplatzes eingenommen. Das Ambiente war kultig und irgendwie schien hier auch die Zeit stehen geblieben zu sein. Als alter Zoni habe ich mich aber sofort richtig heimisch gefuehlt und nur meinen anwesenden Wessitischnachbar vor einer folgenschweren Entscheidung gewarnt: “Jaegerschnitzel ist echt kein Schnitzel, du!” ;)

Die naechste Uebung hiess: Bremsen. Der Spruch “wer bremst verliert”, gilt hier nicht, eher, “wer schlecht bremst, verliert”. Jedenfalls soll das gute Bremsen Rennen entscheiden koennen. Auf jeden Fall ist es so einfach nicht, das richtige Bremsen auf losem Untergrund, auch wenn man die Theorie beherrscht. Bis zur Praxis ist es noch ein gutes Stueckchen Weg. Nunja, Dank der Geduld von Maik war zumindest die Theorie halbwegs im Schaedel und wenn man sich bewusst darauf konzentriert, dann klappt das sogar sehr gut, genauso lange, wie Maik mich nicht lobt, danach ist alles vergessen und ich habe mich dann sonst wo, nur nicht auf der Ideallinie befunden ;) Nachdem das alles hinter uns lag, ging es wieder auf die Endurorunde, die nun um ein schoenes Trailstueck erweitert wurde. Dann wurde es langsam dunkel und wir fuhren dann die Moppeds in eine abgeschlossene Halle, wo sie dann bis zum naechsten Tag uebernachten durften. Wir gingen dann abends in die Sportlerklause, wo Jens uns anhand der aufgenommenen Videos typische Fehler aufzeigte und auch unsere Fortschritte dokumentierte. Dazu gab es lecker Schnitzel mit Bratkartoffeln und Apfelschorle. Nach dem Duschen im Hotel ging nicht mehr viel, ich habe nichtmal mehr erlebt, wie der Klitschko seinen Gegner vermoebelt hatte.

Der naechste Trainingstag begann mit einer ausgedehnten Endurorunde, die nun um ein paar knifflige Auf- und Abfahrten erweitert wurde, die ich aufgrund meiner Slowakeierfahrungen gut meisterte. Dann ging es wieder ans Training, diesmal wollten wir ueben, wie man steinige Trailpassagen schnupft. Dazu ging es auf eine andere Endurorunde, die mit ein paar schicken, langsamen Teilstuecken mit vielen grossen Steinen gespickt war. Hier stellte sich auch schnell heraus, was wir so ziemlich alles falsch machen, i.d.R. eine falsche Linienwahl und das ganze dann auch noch mit zuwenig Geschwindigkeit. Maik zeigte uns dann die richtige Technik und dann durften wir relativ lange ueben, bis das dann deutlich besser klappte. Nun ging es an die naechste Uebung: Auf- und abfahrten. Zuerst zum warmwerden ging es ein paar nette Auffahrten hoch und wieder runter, dann erklaerte uns der Instruktor die richtige Fahrtechnik. Mit diesem Wissen ging das alles dann deutlich besser. Nun ging es weiter: anfahren am Berg ohne Anlauf. Wieder erklaerte Maik alles und wir uebten dann relativ lange, weil es eben nicht ganz einfach war. Jetzt folgte die letzte Uebung, das richtige Bergabfahren. Wie immer zuerst durfte jeder alleine probieren, dann erklaerte Maik die Technik und wir uebten dann. Diese Uebung wurde dann gesteigert, wir sollten bewusst langsam runter fahren, die naechste Steigerung war dann das anhalten am Berg und wieder weiterrollen. Danach sollten wir anhalten und dann quer zum Berg abbiegen. Das ging erstaunlich gut, ich wollte das erst garnicht glauben ...

Nach dem Mittagessen in der Sportlerklause - diesmal an der frischen Luft aufgrund des Sonnenscheins - ging es zum Kalorien verarbeiten erst einmal auf eine ausgedehnte Endurorunde. Im Anschluss probierten wir mehrere nette Auffahrten und durften dann endlich auch die grosse Steinauffahrt in angriff nehmen. Die haben sich nicht alle getraut und nach gutem Zureden ist dann sogar Lutz mit seiner - wie sagte jens Scheffler immer: “Queen mary” - LC8 da hoch und wieder runter. Die Kroehnung war dann ein kleines Rennen auf dem Crossparcour vom ersten Tag. Relativ schnell kristallisierten sich 3 Gruppen raus, 2 Jungs, die vorne Tempo machten, eine Gruppe mit Lutz, mir und einem GasGas Fahrer sowie dem grossen Rest ;) Den GasGas Fahrer habe ich dann solange vor mich hergetrieben, bis er aufgab und ausstieg, dann wollte ich mir Lutz auf seiner LC8 schnappen. Das erwies sich als unmoeglich, in den engen Teilstuecken des Kurses habe ich augeholt und habe mich an der Spitzkehre mit einem anschliessenden langen Stueck neben ihm gesetzt. Vollgas im 2ten und 3ten und alls gegeben. Immerhin war ich dann ca. eine Moppedlaenge vor ihm, alledings auch nur geschaetzte 30m, dann hat die LC8 gegript und mich im Staub stehen gelassen. Hoelle. Nunja, in den kommenden Engstellen bin ich wieder ran, konnte aber nicht ueberholen und das Spiel wiederholte sich dann recht lange und mit gleichbleibend schlechtem Ergebnis, fuer mich zumindest.

Gegen 16 Uhr war dann Feierabend, die Karren wurden verzurrt, schnell noch eine Geminschaftsdusche im Sportlerheim genossen und dann ging es auf die Bahn nach Hause. Fazit: tolles Wochenende, ich habe viel gelernt und einen Hinterreifen geplaettet. Ausserdem war ich nun sehr ueberzeugt von meinem neuen Spielzeug.

Update Fruehsommer 2007: Leider habe ich auf der Webseite der Enduroschule Zschopau die schlimme Nachricht lesen muessen, das unser Instruktor Maik bei einem tragischen Autounfall toedlich verunglueckt ist. An dieser Stelle moechte ich mein tiefes Mitgefuehl fuer seine Familie und Freunde ausdruecken. Mir wird Maik, auch wenn ich ihn nur bei diesem einem Fahrerlehrgang kennenlernen durfte, immer als lebenslustiger Mensch mit der grossartigen Gabe, Menschen zu begeistern und ihnen Wissen zu vermitteln, in Erinnerung bleiben.